Erfolg durch Frauennetzwerk

Dem Zontaclub Tübingen ist es gelungen, die Initiative der diplomierten Sozialpädagogin Ulrike Skuza nachhaltig zu unterstützen. Seit  Anfang 2009 arbeitet Ulrike Skuza an der Alphabetisierung von Asylbewerberinnen. Zunächst ehrenamtlich tätig, wurde sie eineinhalb Jahre lang finanziell unterstützt von  der evangelischen Studiengemeinschaft. Auch die Spende eines ehemaligen Asylbewerbers, der mittlerweile als Zahnarzt in Stuttgart arbeitet, half ihr diese Arbeit fortzusetzen. Da die Förderung auslief , begab sich Frau Skuza auf die Suche nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten und fragte im Zontaclub Tübingen an. Angetan von ihrem Engagement unterstützten die Zontaclubs Tübingen und Reutlingen Ulrike Skuza zunächst mit einer Geldspende. Zugleich  knüpfte Zonta einen Kontakt zur Abteilung Soziales im Landratsamt Tübingen, und tatsächlich fand sich eine Möglichkeit, die Alphabetisierung der Migrantinnen finanziell zu fördern. So kann Ulrike Skuza mit einem Pauschalbetrag für ihre Arbeit rechnen, der sich aus der Teilnehmerzahl und den Wochenstunden ihres Alphabetisierungskurses ergibt. Am Ende jedes Trimesters wird die Nachhaltigkeit mittels spezieller Fragebogen evaluiert werden.

Doch dem nicht genug: in Rottenburg wird die Zahl der Asylbewerber aufgestockt werden, sowie weitere Unterkünfte zur Verfügung stehen. Da sich eine Fahrt der Asylbewerber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Sprachkurs nach Tübingen nicht rechnet, möchte man in Rottenburg eigene Kurse aufbauen, auch Alphabetisierungskurse anbieten und hofft auf die Mitarbeit von Frau Skuza, die zu diesem Zwecke zweimal wöchentlich nach Rottenburg führe. Zunächst noch eine Überlegung,  sind die Aussichten gut, dass sich diese in die Praxis wird umsetzen lassen. So hat das Netzwerk der Zontafrauen nicht nur Ulrike Skuza sondern auch den Asylbewerberinnen zu einer Perspektive verholfen.

 

Jährlich teilt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge jedem Bundesland  abhängig von deren Steuereinnahmen und Bevölkerungszahlen einen bestimmten Prozentsatz der Asylbewerber zu, die von den Landesaufnahmestellen auf einzelne Landkreise verteilt und in Erstaufnahme-Unterkünften untergebracht werden. Von dort aus können sie einen Asylantrag stellen.  Für 2012 wurden Baden Württemberg 12,82 % der Asylbewerber in Deutschland zugewiesen. In der Gemeinschaftsunterkunft des  Asylzentrums Tübingen-Weilheim sind derzeit etwa 60  Asylbewerber untergebracht. Frauen, Männer und Kinder aus arabischen Krisenländern, so dem Irak, dem Iran, Afghanistan und auch aus Somalia. Die Flüchtlinge  sind Wohnort gebunden, können Kleidung und Nahrungsmittel mit Punkten erstehen, die regelmäßig und pro Kopf  Einzelpersonen oder dem Familienvorstand zugeteilt werden. Mit einem knapp bemessenen Taschengeld müssen alle Extras darüber hinaus bestritten werden, u.a. auch Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel. Erst wenn ein Asylbewerber als Asylant anerkannt wurde, finanziert das Bundesamt für Migration einen Sprach- und einen Integrationskurs, deren Träger u.a. die Volkshochschule ist.

Vor bereits 25 Jahren haben sich die evangelische Studiengemeinschaft und die katholische Hochschule in Tübingen zusammengeschlossen, um im Schlatterhaus Tübingen Deutschkurse anzubieten, an denen viermal wöchentlich Asylbewerber freiwillig teilnehmen können. Es gibt Anfängerkurse und solche für Fortgeschrittene. Auf Honorarbasis unterrichtet Frau S. und wird unterstützt von Studenten der theologischen Fakultäten, Angehörigen der Kirchengemeinde und anderen sozial engagierten Personen. So können die teilweise 40 Teilnehmer zählenden Klassen unterteilt und abwechselnd im Unterricht sein oder in der Arbeitsgruppe ihre Deutschkenntnisse in die Praxis umsetzen. Auffällt, dass in den Kursen Männer und Jungen selbstbewusster auftreten als Frauen und Mädchen und den Unterricht dominieren. Manchem, vor allem aber manchen Frauen kostet es große Überwindung die Gemeinschaftsunterkunft zu verlassen, ins Schlatterhaus zu gehen. Viele scheuen sich einzugestehen, dass sie weder lesen noch schreiben können. Als Vorstandsmitglied des Asylzentrums ist Ulrike S. mit dem Schicksal dieser Menschen konfrontiert und erkannte die besondere Benachteiligung der Frauen. So entschied sie sich, den Migrantinnen einen Alphabetisierungskurs anzubieten. Unterstützt von einem Dolmetscher aus dem Irak, der arabisch und kurdisch spricht, fand sie Kontakt zu den Frauen der Gemeinschaftsunterkunft und  trifft sich fortan zweimal wöchentlich mit fünf Frauen oder mehr. Die Älteste der Frauen ist 70, die jüngste18 Jahre alt. Verständigen sie sich anfangs über Gestik und Mimik, bringt Ulrike S. den Frauen anhand von bildlichen Darstellungen Buchstaben, schließlich Wörter und Bruchteile von Sätzen bei. Dabei machte sie die Erfahrung, dass Frauen unter sich entspannt und fröhlich sind, sich öffnen und lachen und angetan von der Zuwendung Ulrike S. gerne an diesen Treffen teilnehmen. Je mehr diese Frauen lernen, desto mehr gewinnen sie an Selbstbewusstsein, desto mehr trauen sie sich aus den Unterkünften heraus , desto zahlreicher kommen sie schließlich ins Schlatterhaus zu den Sprachkursen, desto besser werden sie auf eine Integration in Deutschland vorbereitet, werden selbstständig und sind in der Lage Verantwortung für sich selbst und ihre Familie zu übernehmen.

zurück



Zonta Tübingen, District 30, Area 02, Club 0673